Freundeskreis Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen - Mitglied der Bürgerzunft 1503 Tiengen e.V.
Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen
Geschichte des Freundeskreises
Bis Ende der 1960er Jahre wurde über die Vertreibung und Vernichtung der Juden durch die
Nationalsozialisten meist geschwiegen, auch in den Schulen. Erst danach begann allmählich
die Aufarbeitung der Geschehnisse.
Ein entscheidender Meilenstein war 1982 die Herausgabe des Buches von Dr. Dieter Petri, mit
dem Titel „Die Tiengener Juden“. 1984 erschien die zweite Auflage, erweitert mit der Geschichte
der Waldshuter Juden. Dieses Werk basiert auf historischen Dokumenten sowie Informationen
von damals noch lebenden Zeitzeugen. In den Folgejahren erweiterten Franz Söffge und
Manfred Emmerich das Wissen um die lokale jüdische Geschichte.
Von 1994 bis 1998 engagierte sich die Jungkolpingfamilie im Projekt „Schandmauer“.
Im Seilerbergweg stand die sogenannte Schandmauer, eine Stützmauer, errichtet aus jüdischen
Grabsteinen, welche in der Reichspogromnacht zertrümmert worden waren. In Absprache mit
der Jüdischen Gemeinde Basel und mit Nachkommen von Tiengener Juden wurde die Mauer
abgebaut und daraus auf dem Jüdischen Friedhof ein Mahnmal errichtet. Dieses wurde im
November 2000 von Ministerpräsident Teufel als Stele der Versöhnung eingeweiht.
2005 gründeten Magdalena Bucher und ihre Tochter Martina Bucher-Nezirovic den
Freundeskreis Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen, mit dem Ziel, im Klettgaumuseum
Tiengen eine Dauerausstellung einzurichten. 2008 wurde diese eröffnet, mit dem Titel:
„5 Jahrhunderte Jüdisches Leben in Tiengen“.
Der relativ kleine Freundeskreis entwickelte eine erstaunliche Eigendynamik.
2008, 2012 und 2018 organisierte der FJL in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt
Waldshut-Tiengen Kulturwochen zum Thema Judentum.
2012 wurde mit der Verlegung von Stolpersteinen für NS-Opfer begonnen, wobei deren
Biografien in der Broschüre „Gegen das Vergessen – Stolpersteine in Waldshut-Tiengen und
Umgebung für die Opfer des Nationalsozialismus 1933-1944“ dokumentiert wurden.
Für Schulen wurden Begegnungen mit jüdischen Zeitzeugen organisiert und zahlreiche
Führungen auf den „Spuren Jüdischen Lebens“ durchgeführt.
Verschiedene Broschüren und Flyer wurden erarbeitet und kostenlos herausgegeben
Aus dem Engagement ergaben sich auch gute Kontakte zu Nachkommen von Waldshut-
Tiengener Juden. Im November 2019 besuchte Henry Levi mit Sohn und Enkelin seine alte
Heimat, aus der er noch vor seiner Einschulung fliehen musste.
Im September 2017 wurde der Freundeskreis Jüdisches Leben als Untergruppe in die
Bürgerzunft 1503 Tiengen e.V. aufgenommen.